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Manchmal ein Traum,
der nach Salz schmeckt

Gesammelte Gedichte


Aus den Adnotes des Herausgebers Helmuth a. Niederle:

»Wer kennt sie nicht die Vorsätze, die meistens während des Aussprechens der inhaltsschweren Worte schon ihre Gültigkeit verloren haben? Noch schwieriger wird es, wenn es sich um Aussagen handelt, die als Lebensmotive gelten können. Am 29. Februar 1964 fand im Rahmen der „Kulturgemeinschaft der Kreis“ im Internationalen Kulturzentrum (Wien) die erste Dichterlesung von Ilse Tielsch statt. Vorgestellt wurde ihr erster Gedichtband „In meinem Orangengarten“. Der sprachbegeisterte und sich selbstlos als Literaturinterpreten einbringende Burgschauspieler Erich Auer las. Die Autorin selbst stellte einen Kurztext vor, der Erklärung und Vorsatz zugleich war und geblieben ist. Es war keiner der guten Vorsätze, die letzten Endes nichts anderes sind als folgenlose Absichtserklärungen. Es war Programm, das ein ganzes Leben lang gehalten hat:

Ich pfeife auf Rekorde
Wenn alle rennen
will ich als Letzte
irgendwo weit hinten
wo es noch leise ist
meine eigenen
langsamen
Wege gehen

Solch ein Ausspruch, der das „Pfeifen auf Rekorde“ zur Maxime erhebt, ist in Zeiten der Kriterien des Schneller, Höher und Weiter – also sportlicher Kriterien, die auch in den Künsten ihre Anwendung finden – ein Sakrileg im (markt-)gängigen Kulturbetrieb. Der Tübinger Germanist Hans Mayer hat trefflich auf die Gefahren hingewiesen, denen Schreibende ausgesetzt sind: Die Versuchung, dem Druck der Tradition zu erliegen, sei ebenso groß, wie jene sich vom Anspruch der permanenten Modernität fortreißen zu lassen. Ilse Tielsch hat mit der Aussage ihren „eigenen langsamen Weg“ gehen zu wollen, ganz klar Absagen erteilt, eine an die Tradition und eine an Modernität, wenn diese von außen über sie gestülpt würden. Ilse Leitenberger, langjährige stellvertretende Chefredakteurin der Tageszeitung „Die Presse“ und unermüdliche Leserin sowie Rezensentin würdigte anlässlich des Erscheinens der Erzählung „Fremder Strand“ (1982) von Ilse Tielsch deren beharrlich zurückgelegten eigenständigen Weg: „(…) es gehört hier vermerkt, daß sie zu jenen deutschsprachigen Autoren gehört, die von dem, was so glatt offizielle Literaturkritik heißt, nie gebührend wahrgenommen worden ist, die dennoch ohne jede ,beamtete‘ Hilfe nicht nur ein großes Lesepublikum gewann und, was wichtiger ist, ihr Talent entwickelte, vielleicht gerade deshalb, weil sie das fragwürdige Rampenlicht bewußt vermeidet.«

Christine Busta schrieb über die eigenständige Entwicklung von Ilse Tielsch, von der sie fasziniert war folgenden Satz auf eine Postkarte: »Ihre Worte haben Fadenwurzeln, die sich weitertasten unter dem Eis.“ Der Satz wurde unter dem Eindruck der Lektüre des Gedichtbandes „Nicht beweisbar“ verfasst....«


Hardcover, ca. 500 Seiten, voraussichtlicher Preis: € 34,80
ISBN 978-3-85409-630-6

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