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Unterwegs
Reisenotizen und andere Aufschreibungen


Stimmen zum Buch:

Alois Woldan, Zitat aus: Buchbesprechungsessay in »Jahrbuch der Österreichbibliothek in St. Petersburg«, Bd. 9, 2009/00:
»Zu beeindrucken vermögen auch die Schilderungen des Orients, die sich in diesem Band finden, gleich ob sie auf Reisen nach Ägypten, der Türkei oder Tunesien zurückgehen. Immer versteht es die Autorin, ein Stück des Kindheitsmärchens vom Orient zu bewahren, ungeachtet eines völlig nüchternen Blicks auf soziale und wirtschaftliche Verhältnisse in den jeweiligen Ländern […]
Heute, da sich in diesen Ländern gewaltige politische Veränderungen abzeichnen, liest man diese gut zehn Jahre alten ›Aufschreibungen‹ mit besonderem Interesse […].«

Diether Krywalski,
München, Auszug aus einem Buchbesprechungsessay:
»Anders, doch nicht minder anregend präsentiert Ilse Tielsch Reisenotizen und andere Aufschreibungen in dem Sammelband Unterwegs, Reisenotizen und andere Aufschreibungen […] Ilse Tielsch – und das fasziniert an den essayistischen Skizzen – benützt keine Sekundärtexte, um ihre Aussagen zu objektivieren. Sie erzählt ganz persönlich, subjektiv und doch überzeugend, weil sie sich gegen alle gegenwärtig besserwisserischen, medialen Oberlehrerindoktrinationen ihre Spontaneität, ihren persönlichen Blick, ihre Erlebnisfähigkeit erhalten hat. So schreibt sie – um einige Beispiel zu nennen – nicht vom Hunger der Menschen in den brasilianischen Favelas, sondern von deren wunderbaren Gemeinschaften und von einem wunderbaren Land, in dem sich vieles zum Guten wendet, weil Gott ›nach Auffassung der Brasilianer eben ein Brasilianer ist‹. Sie schreibt vom Leben in Stockholm und charakterisiert eine Lebensweise, die dem Mitteleuropäer fremd anmutet, von einem Leben, das im tiefsten Kern von der Sicherheit in Freiheit zu leben und zu denken geprägt ist; sie erzählt von ihren Reisen nach Lemberg und Czernowitz, von Eichendorffs Spuren in Grusbach/Hrusovany, von Gerhard Hauptmanns Grab auf Hiddensee, vom Leben auf einer Hallig, von den psychischen Eindrücken einer Sonnenfinsternis in Österreich und von einer südmährischen Reise von Raigern/Rajhrad nach Eisgrub/Lednice. Landschaften und geistige Räume, Kulturen und deren Glanz und Gefährdungen entstehen vor dem lesenden Auge – ein schönes, ein wunderschönes Buch, das den Rezensenten seit Wochen begleitet und Anregungen vermittelt, Anregungen, die ein hohes Vergnügen bereiten und den Horizont weiten. Das Buch ist ein wahres Vademecum für einen Leser, der nicht alte Gedanken neu bestätigt finden will, sondern für einen Kulturmenschen, der bereit ist, die Welt neu zu sehen. Unterwegs ist ein Reise- aber auch Lebensbuch. Das mittelalterliche Bild vom Leben als eine Reise, erfüllt sich neu. Einfach lesenswert – ein kostbar köstlicher Strauß von Lebens- und Welterfahrung.«

Helga Abret, Nancy, Auszug aus einem Buchbesprechungsessay in »Stifter Jahrbuch«, 2010, München:
» […] Die in Unterwegs vereinigten ›Reisenotizen und anderen Aufschreibungen‹ entstanden teils auf privaten, teils auf offiziellen Lese- und Vortragsreisen, die die Autorin auch nach Afrika, in die USA und nach Südamerika führten, und die sie nach der Rückkehr teilweise ergänzt hat. Der früheste der Texte wurde 1972 verfasst, die letzten Aufzeichnugen stammen aus dem Jahr 2008.
Einige vor dem Zusammenbruch des kommunistischen Blocks aufgezeichnete Reiseeindrücke sind heute bereits zu historischen Dokumenten geworden. Das verdeutlicht am eindrücklichsten ›Eine Lesereise durch Polen‹, (1985). […] Auf fernen Kontinenten macht die österreichische Autorin bei ihren Lesungen eine Erfahrung, die sie mit ihren Kollegen und Kolleginnen von der Zunft teilt. Überall nähern sich ihr Nachkommen jüdischer und deutscher Einwanderer, die von ihr etwas über ihre eigenen Wurzeln erfahren möchten. […]
Als sich Günter Kunert 1972 – damals noch als Bürger der DDR – zum ersten Mal in den USA aufhielt, hatte er festgestellt, dass man aus der Not durchaus eine Tugend machen kann. ›Gerade die Kürze des Aufenthalts‹, schreibt er, ›belässt dem Gegenstand seine Frische, seine den Betrachter überraschende Neuheit und verhindert Gewöhnung […]‹. Und weiter: ›Die psychische Ausnahmesituation eines Kurzaufenthalts erzeugt gesteigerte Aufnahmebereitschaft, erhöhte Sensibilität der Umwelt gegenüber, größere Wachsamkeit des Instinkts, der, was in der fremden Luft liegt, erwittert und erkennend errät, was einem Anderen nur durch lang dauerndes Aufmerken klarwerden würde‹ […]
Sensibiltät und Aufnahmebereitschaft kennzeichnen auch Ilse Tielschs Reisenotizen und andere Aufschreibungen, und Unterwegs wird ohne Zweifel ebenso sensible und aufnahmebereite Leser finden. […]«

David Axmann, Auszug aus einer Rezension in »Wiener Zeitung extra«, 18. Juli 2009:
» […] Die in Wien lebende Ilse Tielsch war in den letzten vier Jahrzehnten häufig unterwegs, in Europa, Afrika, Amerika, privat oder beruflich (auf Lesetouren), mit offenen Sinnen und in der festen Absicht, das Erlebte schriftlich festzuhalten […] Die Früchte dieser frischen Reiseprotokolle liegen nun gesammelt vor, und wir sehen, wie Ilse Tielsch die Begegnungen mit einer fernen Welt zur Sprache bringt. Fasziniert von den erinnerten Bildern, entwirft sie kurze, prägnante Beschreibungen der passierten Landschaften. […] In feuilletonistischer Manier schildert die Autorin ihre meist zufällig gewonnenen Eindrücke von fremden Kulturgebräuchen und Lebensweisen, vergleicht angelesene Landeskunde mit den Erscheinungsformen der Realität […].«

Heinz Gerstinger, Auszug aus einer Rezension in »Literarisches Österreich«, 2010:
» […] Der treffend gewählte Titel lässt den Inhalt ahnen: ein Buch von Menschen, Landschaften, Erinnerungen und Betrachtungen […] Die vielen Lesereisen, ebenso wie die freiwilligen, die sie bis in die entlegendsten Winkel unternimmt, sind für das sensible Empfinden der Dichterin überreich an inneren und äußeren Erlebnissen und neuen Begegnungen, die durch das Festhalten in diesem Buch zu dauernden Bekanntschaften werden, auch wenn es nur kurze Begegnungen waren […] Aber es sind nicht nur die Lebenden, die ihr begegnen, sondern auch die Großen der Vergangenheit. […] In Altösterreich, in Czernowitz, sind es Paul Celan und Rose Ausländer, im nahen Brody Joseph Roth, die ihre Reise zu einem Besuch werden lassen. Am allerherzlichsten, man darf es wohl so nennen, ihre Begegnung mit Adalbert Stifter in Oberplan. […]
1984 erschüttern sie die heimlich ausgestellten Fotos des Märtyrers Popieluszko und die vielen traurigen Geschichten von der Gewalt des Regimes […] Zweimal Russland – 1993 nach dem Aufstand gegen Jelzin und 1998 – empfindet sie wie Besuche in zwei verschiedenen Ländern. Ägypten, Brasilien, Schweden, Griechenland und ihre mährische Heimat sind unter anderem weitere Reiseziele. Ihre schönsten und farbigsten Landschaftsschilderungen widmet sie Schottland und den Vereinigten Staaten von Amerika, die sie von Süden bis Norden durchquert […].«

Erika Eyer, Auszug aus einer Rezension in »Bücherschau«, 4/2010, Wien:
»Die Schriftstellerin, international bekannt vor allem durch ihre Ahnenpyramide-Trilogie, wird immer wieder gebeten, an zahlreichen Universitäten, bei Kongressen Lesungen und Vorträge zu halten […] So ist dieses Buch entstanden, ein echtes Geschenk an alle Leser/innen, die sich diesen Reisen anschließen können, denn Unterwegs ist ein wunderbar kommunikatives Werk! […] Es ist wirklich faszinierend, in 22 Texten eine Zeitreise von 1771 bis 2008 unternehmen zu dürfen, ohne die echten Schwierigkeiten wie geografische und sonstige Grenzen […] und so können wir heute bequem mit ihr nach Polen, Ägypten, Brasilien, Izmir, Russland reisen, aber auch nach Schottland, Nord- und Südamerika, Karlsbad und Paros, wir folgen den Spuren von Charles Sealsfield, Gerhart Hauptmann, Eichendorff und Stifter […] Wir geraten unversehens in den schottischen Alltag (1980) der Royals. Immer wieder nehmen wir einen Stein mit zur Erinnerung, neben dem vielen, vielen anderen Unvergessenen. ›Wenn du zurückkommst‹, sagt Ilses Mann, ›wird man wieder tagelang nicht mit dir sprechen können. Du wirst unsichtbar sein und nur schreiben.‹ […].«

Cornelia Travnicek, in: Podium Nr. 153/154:
[…] »Alleine der erste Absatz auf der ersten Seite ist exemplarisch für den Erzählstil des ganzen Buches. Kleine Details sind es, die wie Mosaikstückchen Bilder anderer Länder und Kulturen entstehen lassen, denn Ilse Tielsch erzählt ihre Erinnerungen nicht, bis sie sich selbst erschöpfen, sondern ergänzt wenige Fakten und Berichte um poetische Szenen. Ihre Prosastücke kommen aus einer Zeit,in der wir noch nicht alles, was wir wollten, einfach und mit geringem Kostenaufwand fotografisch festhalten konnten und gehen drüber hinaus: Das Nicht-Abbildbare wird in ihren Sätzen zu Bildern.
Dieses Buch ist ein literarischer Reisekatalog, genau so wie es eine historischer Aufzeichnung ist. Es ist aber auch ein sehr persönliches Buch über die Autorin, in dem sie uns in kurzen Szenen auch an ihrem Leben teilhaben läßt. ...der Satz, den ich mir hinten auf die letzte Seite ins Buch geschrieben habe: „Liebe Ilse Tielsch, lassen Sie uns nach China fliegen: Ich will lesen, was sie dort sehen.«