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Die Früchte der Tränen


Stimmen zum Buch:

»Neue Züricher Zeitung«, 22./23. Oktober 1988, Heidrun Graf:
» […] Mit dem der Autorin eigenen kritisch-satirischen Blick wird gleich zu Anfang die sich ankündigende Konsumgesellschaft eingefangen. Auf dem Ausstellungsgelände im Prater werden neu erfundene Waren unter dem Motto ›raumsparend‹ angepriesen, […] die alten Wohnungen sind fast alle zerstört, die neuen, die gebaut werden, sind winzig und brauchen die geeigneten Möbel […] Von den zwölf Millionen Heimatvertriebenen hoffen 1950 viele, irgendwann in die Heimat zurückkehren zu können. ›Diese Massenwanderung könnte‹, so schreibt ein amerikanischer Hochkommissar in der Zeitung, ›zu einer wirtschaftlichen Blüte Deutschlands führen, wie sie Amerika bei der Einwanderung der Pioniere erlebt habe‹ […] Gegen die Mückenplage wird tonnenweise DDT verspritzt, vor allem in der Umgebung von Kinderheimen. Die Oberfläche strahlt idyllisch, darunter aber liegt das Ungeheure, das Grauen, das Dunkle […].«

»Die Welt«, Hamburg, 25. März 1989, Peter Jokostra:
» […] Ilse Tielsch ist eine leidenschaftliche, bis zur Verletzbarkeit sensible Erzählerin. […] Kapitel 16 und 21 sind die Kernstücke des Abschlussbandes der Trilogie. Sie sind erfüllt von einer das Thema auf tragische Weise überwuchernden Liebesgeschichte. Sie ist das opernhafte Finale, der Paukenschlag, der den Tod auf die Bühne ruft und alles vorher Erzählte ins Abseits verweist […] Kaum zuvor ist eine Liebesbeziehung von einer derart zerstörerischen Leidenschaft mit mehr Fingerspitzengefühl, Sensibilität und Takt, aber auch psychologischem Scharfblick und ohne Rückblick auf bewährte Muster literarisch gemeistert worden.«

»Die Presse«, Wien, 25. September 1988, Ilse Leitenberger:
»Ilse Tielsch […] hat im sogenannten Bedenkjahr eine Arbeit abgeschlossen, Zeitgeschichte behandelt, einen Roman geschrieben, auf den nachdrücklich hingewiesen werden soll. Nicht zuletzt deshalb, weil er eine Lücke (auch) in unserem Gedächtnis schließt. […] Es darf angenommen werden, dass auch dieser letzte Teil der Heimatvertriebenen-Trilogie ihre Leser findet. Dass unter ihnen auch ›Altösterreicher‹ seien, wäre zu wünschen.«

»Luxemburger Wort«, 2. März 1989, Inge Meidinger Geise:
»Mit diesem Roman hat Ilse Tielsch ihre mutige Trilogie zum schwierigen Komplex der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte ihrer böhmischen Heimat mit dem Umfeld Mähren und Österreichisch-Schlesien abgeschlossen. Sie hat mit dieser Leistung zweifellos auf ihre Weise eine Tradition ihrer Landesliteratur im weitesten Sinne fortgesetzt: epische Einholung von Geschichte im Spiegel von Familiengeschichte […] Hier wird ein Stück ›Unwiederbringliches‹, an Hoffnung und Überlebensschwung gezeichnet in einem Rahmen, der aus Armut und Bescheidenheit in neue Zwangsdimensionen von Besitz-, Bildungs- und Berufszielen wächst, hier wird der Prozess des Abgeschliffenwerdens alter Formen, Denknormen und ihr Dennoch-Haften in allen Veränderungen skizziert. […] Die Kurzatmigkeit unserer Literatur, einige Mammut-Artistik ausgeklammert, wird hier mit allem Wagnis revidiert. Das ist wichtig und bleibt auch ein Stück geistig offene österreichische Gegenwartsliteratur.«

»Die Furche«, Wien, 7. Oktober 1988, Edwin Hartl:
» […] Quantitativ ist die Story nicht die Hauptsache. Es geht um die historischen Kulissen, die mit überwiegender Breite dokumentiert sind, sozusagen authentisch. Politikeraussprüche, Zeitungszitate, Kundmachungen ergeben eine nahezu komplette Montage von Lokal- und Weltgeschichte. […] Taten und Untaten stehen hier so krass zu Buche, wie sie sich abspielten, auch die geistlos herzliche Begeisterung für ein geist- und herzloses System; eine riesige Aufarbeitung ist da geleistet, keineswegs zu viel, eher um eine Nuance zu wenig […] Zurückhaltung als Haltung gegenüber der Vergangenheit üben: das lehren Die Früchte der Tränen von Ilse Tielsch.«
(nachgedruckt in »Schlesischer Kulturspiegel«, Würzburg, 1988)


Weitere beachtenswerte Rezensionen in:

»Blätter der Sudetendeutschen Sozialdemokraten«
, Stockholm, Dezember 1988 (a. f.)
»Kleine Zeitung«, 9. Oktober 1988, Kurt Wimmer
»Präsent«, 1. Dezember 1988, Helmut Schinagl
»Kurier-Beilage Schöner leben«, Wien, 23. 12. 1988, Cornelia Hoffmann
»Die Zeit im Buch«, Wien, Jänner 1989, Kurt Adel
»Salzburger Nachrichten«, 26. 11. 1988, Edwin Hartl
»Wiener Zeitung«, 11. November 1988, Peter Ebner »Niederöstrreichische Kulturberichte«, Dezember 1988 (j. w. p.);

Zur Trilogie: Louis Ferdinand Helbig (Indiana Universität Bloomington): DER UNGEHEURE VERLUST, Flucht und Vertreibung in der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit; Verlag Otto Harrassowitz, Wiesbaden.

u.a.